Detmold-Hiddesen. Ausgerechnet mir flattert eine Einladung zu einem Schnuppertraining auf den Tisch. Walking mit Schwunghanteln. Ich muss gestehen, ich hatte mich mit dem Thema noch nie beschäftigt. Nun soll ich also an einer Einheit teilnehmen. Warum nicht?! Der Frühling steht vor der Tür, und ein bisschen mehr für die Fitness zu tun, kann nie schaden. Die beste Gelegenheit, etwas Neues zu testen.
Vorbereitet habe ich mich nicht. Ich lasse mich einfach überraschen. Na gut, eine kleine Nachfrage bei der Trainerin Petra Groß vom Detmolder TV gab es schon. „Nicht zu dick anziehen, Sie kommen ins Schwitzen", bekam ich zur Antwort. Ein leichter Schlumpf, eine Trainingshose, gute Laufschuhe – das muss reichen.
Leicht bedeckt ist es an diesem Morgen. Aber trocken. Ideales Wetter. Immer mehr Interessierte trudeln am Parkplatz des Donoperteiches ein. Was mich nicht überrascht: Sieben Frauen, eine Trainerin – und ich mittendrin. „Dabei ist das Reaktiv-Walking etwas für jede Altersklasse im Erwachsenenbereich und jedes Geschlecht", betont Petra Groß.
Stärkt das Immun- und Herz-Kreislauf-System
Zum ersten Mal halte ich diese Metallröhren, die mit einer losen Masse – wie kleine Steinchen – gefüllt sind, in den Händen. „Das kann doch nicht so schwer sein", denke ich. Doch die Trainerin gibt sogleich eine Einweisung. Und siehe da, diese unscheinbaren Dinger müssen gut in den Händen liegen, und vor allem: Sie müssen technisch perfekt bewegt werden.

Macht man es richtig, erzielt diese Fitnessart gute Ergebnisse. Sei es Verspannungen vorzubeugen, das Immunsystem und das Herz-Kreislauf-System zu stärken. Mir dämmert es. In der nächsten Stunde steht mir einiges bevor. Als ob mir Petra Groß die Angst nehmen will, kündigt sie an: „Das wird gleich viel Spaß machen. Ihr könnt die Intensität selbst steuern, ihr könnt euch aber auch auspowern."
„Stimmt die Akustik, passt die Technik"
Zunächst wird eine kleine Probierrunde auf dem Schotter gedreht. „Man denkt zu viel", höre ich eine meiner Mitstreiterinnen sagen, als es mit der Technik noch nicht klappt. Die Arme sollen angewinkelt bleiben. Bewegt sich der Arm nach vorne, soll die Schwunghantel senkrecht in die Luft zeigen. Bewegt er sich zurück, soll sie etwa in Höhe der Hüfte waagerecht bleiben. „Stimmt die Akustik, passt die Technik", sagt Petra Groß – und ich höre genau hin, ob ich bei meinen Bewegungen etwas höre, als ob ich Rasseln in den Händen halte.
Nun kann es los gehen. Klar, die Trainerin schreitet bei mir gleich ein und korrigiert mich. Recht hat sie, ich höre ja auch keine Geräusche aus den beiden Röhren. Volle Konzentration auf die Technik. Die schöne Landschaft am Donoperteich genießen, ist später dran. Jeder werde auf seine Kosten kommen, hat sie gesagt. Fragt sich nur, warum es schon jetzt bergauf geht. „Und da hinten kommt die nächste Steigung", flüstert mir eine Teilnehmerin ins Ohr. Na, toll.

Die Vögel zwitschern, die Spaziergänger genießen den Morgen und ich knechte den „Berg" hinauf. Aber ganz ehrlich: Es macht Spaß. Und je länger die Einheit dauert, desto mehr habe ich die Technik im Griff – meine ich jedenfalls, denn ich höre ein Klackern in den Schwunghanteln.
Unterbrochen wird das Gehen auf den Waldwegen – wie gut, dass ich gute Laufschuhe trage – immer mal wieder durch Übungen, die unter anderem Reizpunkte im Bereich der Rückenmuskeln setzen sollen. „Schlimmer geht immer", ruft Petra Groß das Motto für die zweite Hälfte aus und fügt gleich an: „Wie schlimm es wird, entscheidet jeder selbst."
Eine Tafel Schokolade in einer Stunde verbrauchen
Heißt, es gibt zwei Übungen – eine leichtere und eine schwere. Bei intensivem Training könne man bei dieser Walking-Art eine Tafel Schokolade in einer Stunde verbrauchen. Das macht mir Mut, auch wenn ich mit der Koordination und der Technik zu kämpfen habe. Der Nordic-Walker älteren Semesters begrüßt mich derweil als „Hahn im Korb". Überhaupt scheint sich die Strecke zu einer wahren Fitnessmeile zu entwickeln. Walker, Läufer, Spaziergänger, alle sind unterwegs.
Hoher Kalorienverbrauch
Das Mitführen von Schwunghanteln beim Walking und spezielle Fitnessübungen machen Reaktiv-Walking zu einer gesunden und effektiven Sportart mit hohem Kalorienverbrauch. Während der Einheit werden kurze, aktive Pausen eingelegt und Übungen absolviert. Viele Muskelgruppen (vor allem Bauch- und Rückenmuskeln) werden angesprochen.Zum Schluss geht es noch mal etwas schneller zu Sache. Von frieren kann endgültig keine Rede mehr sein. Ich überhole die Schlange aus acht Mitstreiterinnen und ziehe, so die Übung, im schnellen Tempo an ihr vorbei. „Arme angewinkelt lassen", höre ich wieder. Währenddessen kündigt eine Teilnehmerin an, sich für einen Kursus beim Detmolder TV anmelden zu wollen.
Die 60 Minuten sind flugs rum – und am Ende sind es etwa vier Kilometer gewesen. Alle klatschen sich ab, wie nach einem Sieg mit einer Fußballmannschaft. „Das war nur ein kleiner Einblick. Aber: Wenn man die Technik beherrscht, wird man lockerer", sagt Peter Groß zum Abschied. Wie wahr. Mir hat es riesigen Spaß gemacht. Wiederholung nicht ausgeschlossen, trotz Muskelkater.
Walking-Einsteiger starten am Besten mit 1,5 Kilometern
(dpa) Wer mit Walking beginnen will und lange keinen Sport mehr gemacht hat, sollte mit zwei- bis dreimal Training pro Woche einsteigen. Idealerweise geht man jeweils 15 bis 20 Minuten flott, empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das entspricht etwa einer Strecke von 1,5 Kilometern.
Allmählich steigert man dann das Tempo und die Zeit: Das langfristige Ziel sollten sechs Kilometer in 45 bis 60 Minuten sein. Man braucht übrigens keine besondere Ausrüstung zum Walken: Jogging-Schuhe und -Hose, T-Shirt und je nach Wetter ein Pullover oder eine atmungsaktive Regenjacke reichen aus.
Walken gegen Migräne
(dpa) Migräneattacken können durch regelmäßiges Joggen oder Walken verringert werden. Das haben zwei Wissenschaftlerinnen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel in einer Studie herausgefunden. Zehn Wochen lang ließen sie eine Gruppe von Migränepatienten dreimal wöchentlich joggen, eine Vergleichsgruppe walkte.

In beiden Gruppen gingen die Attacken um je 20 Prozent zurück. "Man weiß ja, dass auch Entspannungstraining wirkt, und auch Joggen ist eine Art von Stressabbau beziehungsweise Entspannung", sagt Claudia H. Overath, eine der Autorinnen der Studie.
Migräne sei eine Reizverarbeitungsstörung. "Migräniker werden schneller reizüberflutet. Aufgrund dessen kommt es zu dem Migräneanfall, weil zu viele Reize im Kopf sind, die wahrgenommen werden." Auch Stress sei ein Reiz. Wenn dieser Stress durch den Sport abgebaut werde, werde das System der Reizverarbeitung weniger stark belastet. "Es ist natürlich schwer zu belegen, wie das tatsächlich im Gehirn abläuft. Aber das ist die Vermutung, dass Reize adäquater gefiltert werden können."
52 Migränepatienten nahmen zunächst an der Studie teil. 28 von ihnen blieben am Ball. Overath und ihre Kollegin Stephanie Darabaneanu hatten bereits 2009 eine ähnliche Studie durchgeführt, bei der nur eine Gruppe joggte, während die andere nichts an ihrem Verhalten änderte.
Damals hatten sich die Migräneanfälle bei den Sportlern um sogar 45 Prozent reduziert. Nun sei es darum gegangen, wie stark man trainieren müsse, erklärt Overath. Untersucht wurde daher, ob statt Joggen auch Walken geeignet sei. Dabei stellte sich heraus, dass es nicht auf die Intensität des Trainings, sondern auf die Bewegung an sich ankomme.
Durch den Sport würden die Patienten vor allem vorbeugen. Während einer Migräneattacke sei Joggen oder Walken nicht empfehlenswert. "Das würde die Schmerzen noch verstärken."