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Alternative zum Leben im Heim: In Lage gibt es eine Senioren-WG

Sandra Castrup

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Fühlen sich zusammen wohl: (von links) Annelies Diekmann, Kurt Stegemann, Reinhold Joester sowie Lydia Vock leben in einer Senioren-Wohngemeinschaft an der Detmolder Straße. - © Sandra Castrup
Fühlen sich zusammen wohl: (von links) Annelies Diekmann, Kurt Stegemann, Reinhold Joester sowie Lydia Vock leben in einer Senioren-Wohngemeinschaft an der Detmolder Straße. (© Sandra Castrup)

Lage. Eine Wohngemeinschaft ist unter Studierenden die normalste Sache der Welt. Aber das Konzept geht auch bei Senioren auf. Harm-Hendrik Möller, Leiter des Seniorenheims an der Karolinenstraße, hat vor neun Jahren solch eine WG erfolgreich ins Leben gerufen.

„Ich habe mir schon vor vielen Jahren Gedanken über alternative Wohnformen im Alter gemacht", erzählt Harm-Hendrik Möller von seiner Vision, ältere Menschen dort abzuholen, wo sie stehen. Der 53-Jährige entwickelte vor elf Jahren das Konzept einer Senioren-WG, um selbstständig, aber nicht allein leben zu können. Bei Annette Hummel, Vorsitzende des Reichbundes freier Schwestern als Einrichtungsträger, stieß er auf offene Ohren und bekam die finanziellen Mittel bewilligt, das von der Stadt erworbene Gebäude an der Detmolder Straße entsprechend umzubauen.

Es gibt hier vier gemütliche Appartements mit eigenem Bad und Schlafzimmer. In der großzügigen offenen Küche und dem angrenzende Wohnzimmer wird die Gemeinschaft gepflegt. „Gemeinsam in Offenheit und Vertrauen zu leben und zu handeln schafft Lebensqualität und Zufriedenheit." Davon ist der 53-Jährige überzeugt, und das bekommt er auch täglich bewiesen. Dafür muss er vom Karolinenheim aus nur wenige Meter gehen und den vier WG-lern einen Besuch abstatten.

„Hast du nichts mitgebracht?", wird Möller gleich mit großem Hallo von Kurt Stegemann begrüßt. Er ist der Mann der ersten Stunde und hat immer einen flotten Spruch parat. „In Moment ist das Personal hier ganz ordentlich", scherzt der 85-Jährige mit Blick auf seine aktuellen Mitbewohner. Annelies Diekmann ist mit ihren 76 Jahren die Jüngste im Bunde und hat ihre WG-Tauglichkeit bereits seit Jahren bewiesen. Lydia Vock und Reinhold Joester sind erst vor kurzem eingezogen, haben sich aber längst eingelebt.

Das Zusammenleben funktioniert, weil sich alle gegenseitig helfen. Eine Hausordnung gibt es nicht, jeder packt mit an, wo er kann. „Wenn Frau Vock runter kommen soll, benutzen wir unser spezielles Haustelefon", verrät Annelies Diekmann und greift beherzt zum Besen, um unter die Decke zu hämmern. „Wenn hier ein Platz frei wird, dann dürfen die Bewohner bestimmen, wer einziehen darf", betont Harm-Hendrik Möller, dass Sympathie das A und O in einer WG sind.

Friedhelm Potthoff, Seniorenbeauftragter vom Kreis Lippe, ist begeistert von diesem bisher einzigartigen Konzept. „Eine ideale Sache, daran sollten sich auch andere ein Beispiel nehmen", lobt der 82-Jährige. „Altenheime schießen im Moment wie Pilze aus dem Boden, dabei ist es wesentlich günstiger, sich so lange wie möglich gegenseitig zu unterstützen."

Konzept ist voll aufgegangen

Die Bewohner der Wohngemeinschaft an der Detmolder Straße zahlen Miete und teilen sich die Kosten für eine Raumpflegerin. Gemeinsame Spaziergänge, Einkäufe und Ausflüge beleben den Alltag. Morgens und abends kochen und essen die Senioren gemeinsam. Das Mittagsessen nehmen sie in der Regel im benachbarten Karolinenheim ein.

„Zu allen unseren Angeboten und Veranstaltungen sind die WG-ler herzlich eingeladen", betont Einrichtungsleiter Harm-Hendrik Möller. Eine im Laufe der Zeit steigende Pflegebedürftigkeit sei kein Grund für einen Auszug. „Wir helfen bei der Organisation eines ambulanten Pflegedienstes", so Möller. Grundsätzlich sei die WG auch für Ehepaare geeignet. Der 53-Jährige ist zu Recht stolz darauf, dass das Interesse für diese alternative Wohnform in Lage sehr groß ist.

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