Diana Ammer: "Nur Idioten suchen Schuldige"

Horn-Bad Meinberg. Diana Ammer so richtig privat zu erwischen, ist schwierig. Immer wieder driftet das Gespräch zu gesellschaftlichen und politischen Missständen ab. Vor allem im sozialen Bereich. Das ist kein Wunder, denn Diana Ammers Beruf ist ein 24-Stunden-Job: Sie ist Pflegemutter für einen Zwölfjährigen mit dem Fetalen Alkoholsyndrom. Seine leibliche Mutter hatte während der Schwangerschaft getrunken.

Gegen diese komplett vermeidbare Behinderung sei Aufklärung wichtig, ist sich Ammer sicher. &bdquo;In der Schule sollte über die Auswirkungen von Alkohol aufgeklärt werden. Im Grunde müsste das allen Kinder mit zwölf Jahren klar sein." Außerdem wünscht sie sich eine klarere Jugendschutzordnung. &bdquo;Nicht: mit 16 das und mit 18 das. Und warum muss es an der Tankstelle nachts Alkohol geben?", fragt sie.

Mein Mann joggt ja lieber &bdquo;Ohne meinen Pflegesohn hätten wir vermutlich gar keinen Hund", sagt Ammer mit Blick zu Mira, der aufgeweckten Elo-Hündin. Ihre Rasse ist speziell als unkomplizierter Familienhund mit hoher Reizschwelle gezüchtet worden. Ihre Anwesenheit beruhigt den Pflegesohn, erdet ihn. Sie hat auch noch ein Pferd, das auch als Therapiepferd eingesetzt werden kann. Trotzdem – davon zeugen zahlreiche Fotos im Wohnzimmer – ist das Reiten auch die persönliche Passion von Ammer und ihren leiblichen Töchtern. &bdquo;Mein Mann joggt ja lieber. Und verbessert dabei die Online-Karten von OpenStreetMap. Er hat bestimmt jede Bank hier in der Umgebung eingetragen", sagt Ammer schmunzelnd. &bdquo;Außerdem knobelt er gerne Strecken für Trail-Läufe aus." Das ist Langstreckenlauf abseits asphaltierter Wege.

Kurz gefragt Warme Holztöne bestimmen die Einrichtung des Ammerschen Hauses am Ende einer Sackgasse &bdquo;genau zwischen Marktkauf und dem geplanten Fachmarkt-Zentrum", wie Ammer bemerkt. &bdquo;Das", sagt sie zum Fachmark-Zentrum, &bdquo;ist einfach an der falschen Stelle geplant und ist nur eine Scheinlösung!" Wieder sind wir bei der Lokalpolitik.

Ein Streifzug durch den tollen Garten direkt an der Wiembecke zeigt, wie viel Arbeit in dem Kleinod steckt. Und wie viel Freude. In den Beeten wachsen Kürbisse und noch ein paar Erdbeeren. Unter einem Unterstand gedeihen Tomaten. &bdquo;Im Grunde hatte jedes Kind ein Beet. Jetzt muss ich mich halt um alle kümmern", sagt Ammer, &bdquo;aber bei mir summt’s und brummt’s." Dann fügt sie hinzu: &bdquo;Eigentlich sollten wir ein Konzept gegen Steingärten entwickeln." Wieder die Politik.

Lesen gefährdet die Dummheit Was macht Diana Ammer gerne, außer die Natur mit allen Sinnen erfahren? &bdquo;Ich würde gerne wieder mehr lesen. Denn Lesen gefährdet die Dummheit." Sie wünscht sich ein Kulturprogramm für Kinder. &bdquo;Es ist so nötig, dass gegen gewisse gesellschaftliche Entwicklungen Stellung bezogen wird, dass wir wieder zu einem anderen Umgang miteinander kommen." Wieder blitzt die Politik auf. Urlaube richtet die Familie nach den Bedürfnissen des Pflegesohns aus. &bdquo;Wir hatten dieses Jahr in der Mecklenburger Seenplatte ein Haus an einem See in erster Reihe. Das haben wir für nächstes Jahre gleich wieder gebucht."

Vor 28 Jahren ist Ammer nach Lippe gekommen. &bdquo;Geboren in Hameln, aufgewachsen in Bad Arolsen", erzählt sie. In der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit in den Evangelischen Kirchengemeinden Vahlhausen und Barntrup war sie als Gemeindepädagogin tätig. &bdquo;Das war mein Ding." Deshalb liegt ihr die Arbeit des Jugendzentrums &bdquo;Alte Post" und des Kinderschutzbunds in Horn besonders am Herzen. &bdquo;Dann kam die Familienphase." Und dann die Politik. In der wünscht sich Ammer eine Auseinandersetzung ohne persönliche Angriffe – denen sie besonders vom rechten Rand ausgesetzt ist, weil sie Stellung bezieht für die, die sich nicht wehren können. &bdquo;Es ist immer einfach, bei Missständen zu sagen: Schuld sind die oder die", sagt sie. &bdquo;Wie schon Loriot wusste: Die Idioten suchen Schuldige, die Intelligenten Lösungen."

Diana Ammer persönlich Diana Ammer (53) ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihrem Pflegekind in Horn. Zur Westfälischen Pflegefamilie der ausgebildeten Erzieherin, Diakonin und Gemeindepädagogin gehört auch die Therapiehündin Mira. Die drei erwachsenen leiblichen Töchter sind inzwischen aus dem Haus.

Seit 15 Jahren ist Ammer politisch aktiv, seit elf Jahren gestaltet sie die Kommunalpolitik als Vertreterin der Linken im Horn-Bad Meinberger Rat mit. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf den Bereichen Familie und Bildung. Als ihre drei wichtigsten politischen Ziele nennt sie die Integration mit guter und kostenfreier Bildung für alle, Vorrang für den Rad- und Nahverkehr sowie eine nachhaltige und vielfältige Entwicklung aller Stadtteile.

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