Rüdiger Krentz: "Online vergleichen, lokal kaufen"

Horn-Bad Meinberg.Wer es schafft, die Klingel von Rüdiger Krentz’ Wohnung auf Anhieb zu bedienen, hat den ersten Intelligenztest bestanden. &bdquo;Taste drücken", fordert das Display. Es gibt aber drei Tasten. Mancher frage da lieber erstmal telefonisch nach, erzählt Krentz. Die Lösung ist: irgendeine. Dann werden zwei zu Pfeiltasten zur Namensauswahl und eine zum Klingelknopf.

Für die hochmoderne Anlage kann Krentz nichts, wohl aber für den offenen Zuschnitt der Innenstadt-Wohnung mit Dachterrasse. &bdquo;Eigentlich hatten das zwei Wohnungen werden sollen", verrät er. Er nahm beide und verhinderte so eine störende Innenwand. &bdquo;Meine Frau und ich mögen es offen." Die Einrichtung ist zeitlos, mit einem Hauch Retro. Die lippische Rose hängt an der Wand, ein Mini-Hermann steht in der Ecke. Ein Vitrine voller Biergläsern fällt ins Auge. &bdquo;Alle von der Strate Brauerei. Diese Sammlung hat sich irgendwann so ergeben", sagt Krentz fast entschuldigend, &bdquo;und dann kann man ja nicht einfach aufhören."

Das FC-Bayern-München-Logo an der Wand – die Handarbeit eines Malers – war sein Geschenk an seine Frau. Sie ist Fan. &bdquo;Ich muss dann immer mitgucken." Selbst geht er gerne schießen und ist Mitglied in den Schützenvereinen in Detmold, Horn und Bad Meinberg. &bdquo;Ich liebe natürlich auch die Schützenbälle und das Feiern", gibt er zu. Wenn er den Kopf frei bekommen möchte, fährt Krentz gerne Motorrad. Das ist quasi der Rest, der von seiner kindlichen Begeisterung für alles, was Räder hat, übrig geblieben ist. &bdquo;Ich hatte ein Autokinderzimmer." Auf tolle Autos legt er heute keinen Wert mehr. &bdquo;Ich fahre ein zehn Jahre altes Smart Cabrio. Das reicht in der Innenstadt völlig."

Wir sind Stadtmenschen Dass die Wohnung in Detmold vielleicht ein Makel für einen Horn-Bad Meinberger Bürgermeisterkandidaten ist, ist Krentz bewusst: &bdquo;Wir werden uns in Horn-Bad Meinberg eine Wohnung suchen, aber es muss auch passen. Deshalb wollte ich vor der Wahl keine falschen Versprechungen machen." Die neue Wohnung soll auch wieder in der Innenstadt sein. &bdquo;Wir sind Stadtmenschen – nach 20 Jahren auf dem Dorf in Mosebeck mit Kindern und Hund."

Kurz gefragt Als erklärter Stadtmensch ist regional einzukaufen für Krentz wichtig. &bdquo;Der Markt ist ein Einkaufserlebnis. Ich sage aber auch ehrlich, dass wir uns das, als die Kinder klein waren und nur einer Geld verdiente, nicht leisten konnten." Menschen treffen, draußen sitzen, bummeln, all das genieße er heute am Stadtleben, sagt Krentz. &bdquo;Das müssen wir erhalten."

Und wie passt da der Versandhändler Amazon ins Bild, für dessen Verteilzentrum im Industriepark Lippe in Belle sich Krentz als Horn-Bad Meinberger Wirtschaftsförderer stark macht? &bdquo;Wir werden Amazon nicht verhindern. Trotzdem kann man – gerade im Lebensmittel-Bereich – eine regionale Schiene aufbauen und fördern. Online kann ich gut Produkte vergleichen. Bestellen und kaufen kann ich auch lokal."

Früher oft im "Black Horse" Gebürtig ist Krentz Berlebecker. &bdquo;Daher auch die Nähe zu Horn. Früher war ich auch oft im ,Black Horse." Die Disco gibt es längst nicht mehr, aber als Horn-Bad Meinberger Wirtschaftsförderer hat Krentz gerade wieder mit ihr zu tun. Sie war nämlich in der Alten Molkerei, die gerade als mögliche Erweiterung des geplanten Fachmarktzentrums im Gespräch ist.

Dass er als einziger echter unabhängiger Kandidat antritt, darauf legt Krentz Wert. &bdquo;Ich musste für meine Kandidatur Unterschriften sammeln und nehme meine Termine allein wahr – ohne Partei im Rücken." Bei seinem Engagement in der Detmolder Lokalpolitik habe er einen sauberen Cut gemacht, alle Ämter niedergelegt und kandiere nicht erneut. &bdquo;Wenn es nicht klappt, mit der Bürgermeisterwahl in Horn-Bad Meinberg, dann bin ich Politikrentner", sagt Krentz. An Rente denkt er aber noch lange nicht. &bdquo;Ich habe so viel Spaß an meiner Arbeit und kann noch so viel bewegen." Bei seiner Frau hat sich Krentz schon mal vorsorglich das Okay für eine zweite Legislaturperiode als Horn-Bad Meinberger Bürgermeister geholt.

Rüdiger Krentz persönlich Rüdiger Krentz (60) ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Gemeinsam mit seiner Frau wohnt er in einer Innenstadt-Wohnung in Detmold. Er war Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler in Detmold – war auch schon deren stellvertretender Bundesvorsitzender –, tritt aber in Horn-Bad Meinberg als unabhängiger Kandidat für die Wahl zum Bürgermeister an.

Nach seiner Lehre als KFZ-Mechaniker hat er als Autoverkäufer und als Projektentwickler in der Immobilienbranche gearbeitet und war stellvertretender Landesverbandsvorsteher. Seit 2013 besetzt er in Horn-Bad Meinberg die Stelle des Wirtschaftsförderers. Seine politischen Ziele sind eine bürgerfreundliche Verwaltung, eine Lösung der Leerstandsproblematik und Investitionen in die Stadt zu holen.

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