Dirk Becker: Der Chefsessel ist sein Kindheitstraum

Oerlinghausen. Sein Arbeitsfeld hat Dirk Becker immer im Blick – die Bergstadt. Es ist übersichtlich, der Bürgermeister mag es, wenn er beim Einkaufen angesprochen wird. Es ist persönlich und genau das hat ihn wieder in die Heimat gezogen.

&bdquo;Ich bin hier verwurzelt", sagt er und blickt auf die Stadt, die er von seinem Balkon aus in einem wunderschönen Panorama sieht. Ein Idyll – und Becker will wiedergewählt werden, weil es noch einige Aufgaben gibt, die ihn herausfordern. Beschreibt er sich, dann fällt ihm spontan ein: &bdquo;Ich bin stur, das sagt man uns Lippern ja auch nach." Sehr ordentlich, manchmal auch ungeduldig sei er. Und: &bdquo;Ich bin zuverlässig, wenn ich etwas sage, dann mache ich das."

Das haben die Sozialdemokraten in Lippe auch erfahren, als Dirk Becker zunächst die ganz große politische Bühne betrat. 2005 ging er nach Berlin, ein Jahr zuvor hatte er den Lippern versprochen, dass er in der Heimat höhere Ämter übernehmen würde. &bdquo;Die haben alle gedacht, dass ich das aufgebe, aber mein Ziel war es immer, wieder zurückzukommen", sagt Becker. Zumal er politisch durchaus Fuß gefasst hatte. Er war Energiepolitischer Sprecher der Fraktion. &bdquo;Aber es war immer mein Kindheitstraum, Bürgermeister zu werden."

Zwei Koalitionen später ergab sich die Gelegenheit, denn &bdquo;es lag in Oerlinghausen einiges im Argen". Die Amtsinhaberin lag im Dauerstreit mit den Kommunalpolitikern. &bdquo;Das konnte so nicht weitergehen", sagt Becker. Aber der 54-Jährige war mittlerweile nicht mehr ungebunden. Seine Frau hatte er in Berlin kennengelernt – durch einen Zufall. Der frisch gebackene Bundestagsabgeordnete tat sich schwer in der Hauptstadt &bdquo;unter Leute zu kommen". Also nahmen sich zwei Kollegen seiner an und schleppten ihn zu einer Feier. &bdquo;Die sollte total angesagt sein – es war aber nix los. Ich wollte schon gehen, da sah ich meine Kollegen mit zwei Frauen an der Bar stehen", erzählt Becker.

In der Kommunalpolitik lässt sich schneller was bewegen Der Abend endete komplett anders, Dirk Becker heiratete und gründete eine Familie, seine beiden Kinder wurden in Berlin geboren, sie gehen in Oerlinghausen auf die Schule. Ob sie politisch interessiert sind? &bdquo;Ja, sie verfolgen Diskussionen." Aber so wie er seien sie nicht. Dirk Becker stammt aus einer Arbeiterfamilie, das Haus, das er heute bewohnt, ist 1960 von seinen Großeltern gebaut worden. &bdquo;Damals war das keine begehrte Wohnlage – es steht auf Fels."

Seine ganze Familie sei in der Arbeiterwohlfahrt engagiert. Und Dirk Becker begeisterte sich als Jugendlicher für die Politik. Was ihn an der Kommunalpolitik fasziniert? &bdquo;In der Kommunalpolitik kann man schneller etwas bewegen, man sieht vor Ort, wie sich etwas entwickelt." In Oerlinghausen hat er einige Ziele: Bezahlbarer Wohnraum für Familien, eine gute medizinische Versorgung, sehr gut ausgestattete Schulen, eine umweltfreundliche Energiepolitik zählen dazu.

Kurz gefragt Das soziale Miteinander ist ihm wichtig – auch in der Familie. Wann immer es geht, wird mittags gemeinsam gegessen. Die Großeltern sind regelmäßig dabei. Weil seine Frau als Flugbegleiterin oft auch unterwegs ist, tritt der Bürgermeister an den Herd. Kochen sei seine besondere Leidenschaft. Gerne stöbere er in Kochbüchern nach besonderen Rezepten – &bdquo;meine Kinder probieren, aber mögen das Bodenständige meist lieber", sagt er schmunzelnd.

Und einen Raum im Haus hat er besonders ausgestattet: Der Fußballkeller, mit seinen Nachbarn schaut er Fußballspiele im Fernsehen. Seine Favoriten: Arminia und der FC Bayern. &bdquo;Mit ersteren leide ich mehr", sagt er lachend. Aber die Liebe zu den Bayern sei auch eher zufällig. &bdquo;Wir haben als Kinder unsere Urlaube auf dem Campingplatz in Pottenhausen verbracht. Dort wurde gebolzt und alle hatten Lieblingsvereine. Ich hatte keine Ahnung, weil meine Mutter Sepp Meier toll fand, habe ich dann Bayern gesagt – da waren die noch keineswegs so erfolgreich", erinnert sich Becker. Aber was 1978 geschmiedet wurde, übersteht jede Kritik. Immer? &bdquo;Ich habe auch schon mal ein Trikot verbrannt", sagt Becker. Aber wer echter Lipper sei, der gebe eben nicht so schnell auf.

Dirk Becker persönlich Dirk Becker hat seine Berufsausbildung er bei der Verwaltung der Stadt Bielefeld absolviert. 1995 hat er sein Studium an der Fachhochschule der öffentlichen Verwaltung mit dem Diplom-Verwaltungswirt abgeschlossen. Bis 2005 war er Beamter der Stadt Bielefeld, dann wurde er in den Bundestag gewählt. Er war unter anderem Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Energie und stellvertretender energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

Der 54-Jährige ist gebürtiger Oerlinghauser und lebt dort auch mit seiner Frau und seinen Beiden Kindern. Seit 2015 ist er Bürgermeister der Bergstadt. Was er an Lippe besonders schätzt: Jeder Ort hat seinen ganz eigenen Charme und &bdquo;trotzdem wird das Gemeinschaftsgefühl in ganz Lippe sehr groß geschrieben."

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