Ursula Jacob-Reisinger: Sie schreibt Arbeitnehmerrechte groß

Kreis Lippe. In diesen Tagen könne sie leider nicht so direkt auf die Leute zugehen, wie sie es gern möchte. Für einen kommunikativen Menschen wie Ursula Jacob-Reisinger ist die Maske vielleicht ein noch größeres, gleichwohl notwendiges Übel wie für andere. Nichtsdestotrotz ist die Politikerin der Linken fleißig im Straßenwahlkampf aktiv, will die Lipper von ihren Positionen überzeugen. &bdquo;Und das Interesse ist da", versichert sie.

Ursula Jacob-Reisinger wollte sich nicht so gern bei sich zu Hause in Lage treffen – sie sei zwar gern Gastgeberin, aber in die Zeitung gehörten die eigenen vier Wände dann doch nicht. Also: auf einen Kaffee oder zwei in &bdquo;Martins Genusswerk", ihrem Stammcafé in Lage. Schnell ist die überzeugte Linke in ihrem Element. Das Wahlziel? Gute Ergebnisse einfahren. Themen gebe es genug: vor allem in den Gesundheitsbereich hat sie sich eingefuchst, dass der Streit um die Zulässigkeit eines Konzernbetriebsrates beim Kreis sich über drei Gerichtsinstanzen zog, ärgert sie. Sie sieht Arbeitnehmerrechte missachtet – und mit Arbeitnehmerrechten kennt sie sich aus, war sie doch viele Jahre Betriebsrätin bei Karstadt in Detmold.

Sie ist überzeugte Gewerkschafterin Doch grade im Gesundheitsbereich müssten diese Rechte besonders groß geschrieben werden, da gehe ihr die Kommerzialisierung des gesamten Systems viel zu weit. Ursula Jacob-Reisinger ist überzeugte Gewerkschafterin, die &bdquo;größte außerparlamentarische Opposition" könne Dinge bewegen.

Sich gegen die &bdquo;ausufernde geringfügige Beschäftigung" einsetzen, für den Mindestlohn. &bdquo;Ich habe ein gutes Gespür für Gerechtigkeit. Es geht darum, andere in die Lage zu versetzen, dass sie auf ihre Rechte achten. Und über die Betriebsratsarbeit habe ich dann den Politikbezug gelernt."

<als der="" karstadt-nachfolger="" hertie="" dichtmachte,="" stand="" die="" gebürtige="" münchnerin="" vor="" dem="" schreibtisch="" in="" arbeitsagentur.="" eine="" prägende,="" keine="" positive="" erfahrung.="" &bdquo;ich="" hatte="" ganz="" tolle="" arbeit="" als="" verkäuferin,="" viel="" mit="" menschen="" zu="" tun.="" abteilung="" hatten="" wir="" sechs="" millionen="" euro="" umsatz,="" ich="" 25="" mitarbeiter.="" aber="" bei="" agentur="" wurde="" erstmal="" kritisch="" geguckt,="" was="" 52-jährige="" überhaupt="" kann."="" umgang="" arbeitsagentur="" hat="" sie="" wütend="" gemacht="" –="" und="" daraus="" kraft="" geschöpft.="" ursula="" jacob-reisinger="" schlug="" den="" hauptamtlichen="" gewerkschaftsweg="" ein,="" nach="" einigen="" jahren="" ver.di="" münster="" elender="" hin-="" herfahrerei="" wechselte="" 2017="" bielefeld.="" kontakt="" alten="" kolleginnen="" steht,="" alle="" bis="" acht="" wochen="" treffen="" sich="" früheren="" karstadt="" hertiemitarbeiter="" regelmäßig="" zur="" kaffeerunde.

"Er unterstützt mich mental" Nun findet dieses Gespräch im Café statt, also muss Ursula Jacob-Reisinger eben von ihrem Zuhause erzählen. Sie lacht: Da gibt es einen Garten, in dem grade alles blüht, und neulich war sie Grünschnitt wegbringen; dafür besitzt sie einen Hänger. &bdquo;Das klappt jetzt auch mit dem Rangieren", berichtet sie stolz, &bdquo;da musste ich schon üben. Aber man kann ja nicht alles können." Dabei kann sie allerhand, sprüht vor Energie: Zu Hause ist sie für alles Elektrische zuständig, beherrscht den Umgang mit dem Akkuschrauber, arbeitet im Garten. Sie fährt Fahrrad, liest gern ein Buch und die linke Presse.

Ihr Mann (&bdquo;er unterstützt mich mental, seine Stimme habe ich sicher") probiert gern Kochrezepte aus, vom klassischen Rollenverständnis sind die beiden weit entfernt. Allerdings, wo wir schon mal bei den Rollen sind: Stricken tut sie schon ganz gern. Und sie ist ein wenig penibel. Wahlplakate mit ihrem Konterfei rückt sie gerade – vor allem, wenn sie zu weit nach rechts hängen.

Ursula Jacob-Reisinger ist auch ein Familienmensch, alle sechs bis acht Wochen fährt sie zur Mutter nach München. Zu Corona-Zeiten wurde telefoniert. An die Familie, den Sohn und den Ehemann hat sie auch Ansprüche: &bdquo;Ich möchte schon jemanden haben, der Klartext redet, wenn ich das brauche. Das höre ich mir nur von jemandem an, dem ich vertraue."

Ursula Jacob-Reisinger persönlich Ursula Jacob-Reisinger (62) wohnt in Lage. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn. Sie ist Fraktionssprecherin der Partei &bdquo;Die Linke" im Kreistag. Seit 2010 arbeitet sie als Gewerkschaftssekretärin bei ver.di, zuständig für den Fachbereich Handel. Bis 2009 war sie bei Karstadt in Detmold tätig. Sie war zehn Jahre Betriebsratsvorsitzende, Mitglied in der Tarifkommission und im Fachbereichsvorstand, ehrenamtliche Arbeits- und Sozialrichterin.

Jacob-Reisinger engagiert sich in Initiativen gegen Faschismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und unterstützt die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye. Die Lagenserin setzt sich für eine sozialökologische Klimapolitik ein, will Transparenz auch durch die Stärkung von Arbeitnehmerrechten schaffen und die Kinderarmut bekämpfen.

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